Mittwoch, 10. Dezember 2014

Echt mieses Timing - Martha Brockenbrough

Locker und humorvoll.
Verlag: Dressler
Seitenzahl: 318
Preis: 16,95 €
Ausgabe: Hardcover
Originaltitel: Devine Intervention
Einzelband

Heidi ist siebzehn, ziemlich groß und kämpft sich durch den Highschool-Wahnsinn. Als ob das nicht schon hart genug wäre! Leider ist sie obendrein ein klitzekleines bisschen freakig. Denn Heidi hört Stimmen in ihrem Kopf. Na ja, eigentlich nur eine Stimme: Jeromes.

Jerome ist auch siebzehn. Außerdem ist er tot. Und er ist Heidis Schutzengel. Oder so etwas in der Art. Denn seit ein Pfeil in seiner Stirn steckt, soll er sich in der Seelen-Reha den Zutritt zum Himmel erarbeiten. Dumm nur, dass Jerome manchmal etwas Besseres zu tun hat, als auf Heidi aufzupassen…

 
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es ist verspielt, aber passt trotzdem zur Geschichte. Der Titel des Buches ist Programm und taucht so auch einmal im Text auf.
Es gibt 32 kurze Kapitel, die abwechselnd von Jerome und Heidi erzählt werden. Heidi erzählt in der personalen, Jerome in der Ich-Perspektive. Ich mochte dieses Wechselspiel, weil man so von beiden etwas mehr erfährt. Zu Anfang ist mir gar nicht aufgefallen, dass die Perspektive sich abwechselt, was eindeutig für das Buch spricht, weil es so gut passte.

Schon der erste Satz ist grandios: „In der achten Klasse, ein paar Jahre bevor mir mein Cousin Mike einen Pfeil in den Kopf geschossen hat, kam meine Klassenlehrerin an einem Montagmorgen mit zwei Eierkartons in die Schule.“ Ich finde, der Satz macht erstens Lust auf mehr und wirft Fragen auf; zweitens zeigt er den Humor, den man in diesem Buch immer wieder antreffen kann.

Am Anfang des Buches lernt man Jerome kennen. Er nimmt Regeln nicht so genau und auch vom Leben – und letztendlich vom Tod – erwartet er nicht besonders viel.

Heidi lernt man ein wenig verschroben, aber liebenswert kennen. Seit sie denken kann, hört sie eine Stimme im Kopf, und sie hat gelernt, das vor anderen zu verheimlichen. Sie hat eine beste Freundin und tritt in jedes Fettnäpfchen, das sich ihr in den Weg stellt.

Bei Jerome war es mit meiner Sympathie ein stetiges Auf und Ab. Manche Dinge, die ich erfahren habe, haben mir ihn sehr unsympathisch werden lassen, bei anderen mochte ich ihn wiederum mehr.
Mit Heidi musste ich erst vertrauter werden. Anfangs wusste ich nicht viel, mit ihr anzufangen, aber später entwickelt sie sich und ich mochte sie recht gerne.

Ganz besonders in diesem Buch mochte ich die beiden „Mentoren“ Gabriel und Xavier. Sie verständigen sich so suspekt, dass man gar nichts damit anzufangen weiß, aber sie steckten voller Charme und ich mochte sie einfach. Beide spielen eher gegen Ende eine größere Rolle.

Anfangs fand ich das Buch recht verwirrend. Es werden immer wieder Ereignisse genannt, die erst in der Zukunft geschehen. Aber in einer sehr kryptischen Form à la: „Wenn diese Sache nicht passiert wäre…“ oder „Das erklärt, was später mit demjenigen geschah.“ Diese Andeutungen kamen recht häufig vor und ich hatte ziemlich viel, was ich verarbeiten musste, aber gar nicht konnte, weil ich nicht wusste, was das bedeutete. Das klärt sich später. Und nachdem diese Ereignisse geschehen waren, nahm die Geschichte auch eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet hätte, die ich aber richtig gut fand.

Die Geschichte ist allerdings nicht rasant, sondern es wird vieles sehr ausgedehnt beschrieben. Im Nachhinein ist gar nicht so viel passiert. Aber ich mochte diese Art der Erzählweise. So wurde die Spannung auf das Finale hin noch einmal gesteigert und ich konnte das Buch gen Ende nicht mehr aus der Hand legen.

Und da wären wir auch schon bei meinem letzten Kritikpunkt: Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht. Ich möchte nicht zu viel verraten, deshalb werde ich nicht weiter darauf eingehen. Was ich aber noch positiv fand: Das Buch hat es geschafft, mich an einer Stelle zu Tränen zu rühren. Und das schafft wahrlich nicht jedes!

Insgesamt mochte ich das Buch echt gerne, auch wenn es einige kleine Schwachstellen gab. Aber der Humor und die Charaktere geben diesem Buch das gewisse Etwas.


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